OLDENDORFS BAHNHOF HEISST „BAHNHOF OSTERWALD“
Es ist schon merkwürdig wenn ein Bahnhof nicht nach der Ortschaft heißt in der er liegt. Da aber an der Bahnstrecke Löhne – Hildesheim auch noch der Bahnhof Hessisch Oldendorf befindet, der früher oft nur Oldendorf genannt wurde hat man sich wohl unter anderem für den Namen Bahnhof Osterwald entschieden
In den Jahren ab 1855 hatte sich in der Region um Hameln die Meinung gebildet das eine Bahnstrecke nach Hannover und Hildesheim für die wirtschaftliche Entwicklung wichtig sein. Es erfolgten mehrere Eingaben an die königliche Regierung in Hannover, dort stießen die Pläne allerdings auf Ablehnung. Ein letzter Versuch wurde im Jahr 1866 gemacht, im gleichen Jahr wurde das Königreich Hannover nach dem verlorenen Krieg annektiert und dem Königreich Preußen als Provinz Hannover angegliedert. Im gleichen Jahr erfuhr der Eisenbahnunternehmer Bethel Henry Strousberg von den Plänen und gründete Hannover-Altenbekener Eisenbahn Aktiengesellschaft, die sich um den Bau der Strecken Hannover-Altenbeken und auch Löhne-Hildesheim-Vienenburg bemühte. Das Amt Lauenstein wurde Ende 1866 von den Streckenbauplänen unterrichtet. In den Jahren 1868-70 wurden die ersten Vorarbeiten für den Streckenbau vorgenommen. Am 29. Juni 1870 wurde der Bahnbau an die Hannover-Altenbekener Eisenbahn übertragen, da der Staat Preußen zu dem Zeitpunkt privatwirtschaftliches Engagement beim Eisenbahnbau bevorzugte. Der Baubeginn der Trasse verzögerte sich durch den deutsch-französischen Krieg 1870/71 und die finanziellen Probleme Strousbergs noch bis zum April 1873. Die Unter- und Überführungsbauwerke wurden hauptsächlich von der Mehler Firma Meine & Illemann hergestellt, die auch Sandsteinbrüche in Osterwald ausbeutete. Der Unterbau war 1874 fertiggestellt und man konnte mit der Verlegung der Schienen beginnen. Bei Abnahme der Eisenbahnstrecke stellte man fest, dass die Qualität von großen Teilen aus dem Ausland bezogenen Schienen den Anforderungen nicht genügte. Diese Schienen wurden bis zum Frühjahr 1876 ausgewechselt.
Im Vorfeld des Bahnbaus mussten lange Verhandlungen über Entschädigungen mit den Grundstückseigentümern geführt werden.
Entschädigungsliste Hannover-Altenbekener Eisenbahn für Oldendorf
42 Brandes, August | Köthner | Bühkamp | 63 m² | |
18 Knoke, Friedrich | Halbmeier | Die Holzstücke | 05 m² | |
53 Nehrhut, Heinrich | Köthner | Die Holzstücke | 1 m | 15 m² |
53 Nehrhut, Heinrich | Köthner | Schmiedebrink | 05 m² | |
13 Oppermann, Conrad | Vollmeier | Die Holzstücke | 2 m | 99 m² |
13 Oppermann, Conrad | Vollmeier | Steinbreite | 45 m² | |
13 Oppermann, Conrad | Vollmeier | Steinbreite | 38 m² | |
13 Oppermann, Conrad | Vollmeier | Steinbreite | 106 m² | |
13 Oppermann, Conrad | Vollmeier | Steinbreite | 104 m² | |
13 Oppermann, Conrad | Vollmeier | Steinbreite | 71 m² | |
55 Pförtner, Friedrich | Köthner | In der Welle | 26 m² | |
40 Albrecht, Christian | Köthner | Der Schiefebrink | 65 m² | |
14 Bartels, Friedrich | Vollmeier | Der Schiefebrink | 14 m² | |
14 Bartels, Friedrich | Vollmeier | Der Schiefebrink | 100 m² | |
14 Bartels, Friedrich | Vollmeier | Steinbreite | 1 m | 63 m“ |
14 Bartels, Friedrich | Vollmeier | Steinbreite | 4 m | 10 m² |
16 Bartels, Heinrich | Vollmeier | Das Stülpfeld | 2 m | 91 m² |
15 Strothe, Christoph | Vollmeier | Der Schiefebrink | 47 m² | |
15 Strothe, Christoph | Vollmeier | Steinbreite | 102 m² | |
15 Strothe, Christoph | Vollmeier | Steinbreite | 2 m | 98 m² |
15 Strothe, Christoph | Vollmeier | Steinbreite | 85 m² | |
15 Strothe, Christoph | Vollmeier | Steinbreite | 31 m² | |
24 u. 52 Sander, Conrad | Köthner | Steinbreite | 1 m | 98 m² |
17 Grimpe, Heinrich | Vollmeier | Steinbreite | 34 m² | |
158 Keßler, Paul | Osterwald | Steinbreite | 66 m² | |
51 Weihberg, Conrad | Köthner | Steinbreite | 1m | 14 m² |
21 Schaper, Friedrich | Halbmeier | Steinbreite | 31 m² | |
21 Schaper, Friedrich | Halbmeier | Steinbreite | 1 m | 13 m² |
21 Schaper, Friedrich | Halbmeier | Steinbreite | 71 m² | |
21 Schaper, Friedrich | Halbmeier | Steinbreite | 104 m² | |
21 Schaper, Friedrich | Halbmeier | Steinbreite | 73 m² | |
41 Buckendahl, Heinrich | Erben | Schmiedebrink |
66 m² |
1m = 1 Morgen = 2500 m² (seit 1871) Quelle: DEWEZET 22. Juni 1873
Nach Fertigstellung der Bauarbeiten wurde die Strecke am 19. Mai 1875 eröffnet. Die Personenbeförderung wurde erst an 30. Juni 1875 aufgenommen. Die Aktiengesellschaft war schon bei Baubeginn in wirtschaftlichen Schwierigkeiten daher wurde die Bahnlinie in Zusammenarbeit mit der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn gebaut, die auch später den Betrieb der Strecke koordinierte. Am 1. April ging die Strecke und somit auch der Bahnhof Osterwald in Oldendorf im Zuge der Verstaatlichung in den Besitz der Preußischen Staatseisenbahn über. Im Jahr 1902 wurde der Abschnitt Elze - Hameln zweigleisig ausgebaut, bereits seit 1892 war der Bahnhof Osterwald in Oldendorf ein D-Zug Haltepunkt und damit Teil der ersten D-Zug Strecke in Deutschland (D 31/32 Köln - Berlin)
Das erste Bahnhofsgebäude war ein Holzständerbau, der wegen der geringen Baukosten von der HAE an mehreren Haltepunkten errichtet wurde. 1905 wurde das neue Bahnhofsgebäude gebaut, dabei wurde Sandstein aus den umliegenden Steinbrüchen des Osterwaldes verwendet. Im Bahnhof befanden sich zwei Warteräume für die erste und zweite Klasse sowie für die dritte und vierte Klasse. Einer dieser Warteräume wurde später zur Bahnhofswirtschaft umgebaut. 1968 bekam der Bahnhof einen modern Stellwerksanbau und einen Toilettenanbau für die Gastwirtschaft. Für die industrielle Entwicklung war der Bahnhof wichtig, die Zuckerfabrik bekam 1876 einen Gleisanschluss, auch die Reuße`schen Glashütte bezog über den Bahnanschluss Quarzsand, natürlich wurden auch ihre Erzeugnisse von hier versandt. Später wurde das Kalkwerk in der Nähe des Bahnhofes errichtet. Mitte der zwanziger Jahre übernahm die Firma Bock das Gelände der 1919 stillgelegten Zuckerfabrik und das dazugehörige Gleis .An der Ladestrasse wurden nach der Stilllegung der Zuckerfabrik Rüben und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse verladen, natürlich auch Kohlen und Sandsteine aus dem Osterwald. Zu Beginn der 60iger Jahre wurde der Straßentransport immer mehr und das Frachtaufkommen des Bahnhofs ging stark zurück, nachdem das Holzwerk geschlossen wurde gab es nahezu keinen Güterverkehr mehr.
Richard Heuer, Oldendorf Mai 2001
Das Bahngelände wirkt ungepflegt, die früher vorhandenen Gleise wurden entfernt. Der Haltepunkt neben den Bahnhof verlegt.
Ein Bild aus alten Tagen als der Bahnhof noch gebraucht wurde.