Die Baalmisser Glocke

Südöstlich des Bergortes Osterwald, in der Nähe der Glashütte, lag im Mittelalter das Dörfchen Baalmissen . . . . . . . . . .

An der Aue nahe bey Oldendorf unter dem Oster-Walde hat ehemahls noch ein Dorf gelegen, Baalmissen genannt, .... und sind die Einwohner in vormahligen Kriegs-Zeiten nach Oldendorf gezogen, welche noch an einer Seite des Orts alleine wohnen und ihre Länderey daselbst haben. Es muß in diesem Dorffe Baalmissen auch eine Kirche gewesen seyn, weil noch bis diese Stunde eine Stätte daselbst heisset der Kirchhoff. Man giebet auch vor, dass unter den vier Glocken in der Oldendorffischen Kirche, eine von Baalmissen hergekommen sey, aber es ist nicht gewiß zu erweisen, weilen an selbiger Glocken nichts geschrieben stehet, daher man in dieser Muthmassung könnte bestärket werden.

Barring, 1744

- Einen Artikel über den Ort Baalmissen finden Sie unter Geschichte Oldendorf -

Die Baalmisser Glocke

Südöstlich des Bergortes Osterwald, in der Nähe der Glashütte, lag im Mittelalter das Dörfchen Baalmissen. Auf welche Weise es wüst geworden ist, vermögen keine Urkunde und auch kein Buch zu sagen. Die Umwohnenden wollten jedoch wissen, es sei in einer wilden Fehde ein Raub der Flammen geworden. Und weil es in jenen bösen Zeiten den Baalmissern unter dem Walde zu unsicher gewesen sei, hätten sie ihre Ortschaft verlassen und sich im benachbarten Oldendorf neu angesiedelt.

Ehe die Bewohner von ihrer Dorfstätte schieden, beschlossen sie, die einzige Glocke ihrer kleinen Kirche später nachzuholen. Da aber der Aufbau ihrer Höfe ihre ganze Zeit und Kraft in Anspruch nahm, blieb sie noch wochenlang im Kirchturm zu Baalmissen hängen.

Nun wünschten sich die Benstorfer seit langem ein besseres Geläut. Sie begaben sich deshalb eines Nachts nach Baalmissen, hoben die Glocke aus dem Turm und luden sie auf einen Wagen. Sie sollte nun nach Benstorf gebracht werden. In der Dunkelheit kamen die Fuhrleute aber vom Wege ab und gerieten in einen Morast. Dort versackte der Wagen samt der Glocke so tief, daß er bis an die Achsen in dem grundlosen Boden steckte. Trotz aller Anstrengung konnten die Benstorfer ihn nicht wieder herausbringen. Unaufhaltsam sank der Wagen tiefer. Zuletzt ragten nur noch die Spitzen der Wagenrungen aus der Erde heraus.

In ihrer Hilflosigkeit kamen die Diebe nun überein, die Arbeit bis zum Anbruch des Tages ruhen zu lassen. Als sie mit ihren Pferden nach Hause zogen, kam zufällig ein Baalmisser des Weges. Er wurde bald gewahr, was sich zugetragen hatte. Spornstreichs lief er nach Oldendorf, rief die Männer zusammen und berichtete ihnen von dem Glockenraub der Benstorfer. Nach kurzer Beratung machten sich die Oldendorfer auf den Weg nach der Stelle, wo der Glockenwagen versunken war. Aber sie mochten suchen und suchen, sie konnten ihn nicht finden.

Da meinte der Sween von Oldendorf, Schweine hätten schon verschiedentlich versunkene Glocken wieder an den Tag gebracht. Einige spotteten darüber, die Mehrzahl jedoch entschied sich für einen Versuch. Man schickte also den Schweinehirten nach Oldendorf und nach Ablauf einer Stunde war er wieder mit einer alten Sau zur Stelle. Er ließ das Tier los, es lief in den Sumpf, wühlte nach seiner Gewohnheit darin herum und hatte die Glocke bald gefunden.

Jetzt spannten die Oldendorfer ihre gesamten Pferde vor den Wagen, doch es gelang nicht, die Glocke herauszuziehen. Schon wollten die Bauern mutlos werden und heimkehren, da traf verspätet ein Baalmisser mit seinen beiden Schimmeln ein. Auf seine Bitten wurden alle übrigen Pferde ausgesträngt und er spannte die seinen allein vor den Wagen. Dann knallte er dreimal mit der Peitsche, die Schimmel legten sich ins Geschirr und ein paar Augenblicke später stand die Glocke auf fester Erde.

Im Triumpfzug wurde sie nach Oldendorf gefahren und noch in der gleiche Nacht im dortigen Kirchturm aufgehängt. Die Benstorfer aber machten lange Gesichter, als sie im Morgengrauen die Glocke holen wollten und nicht mehr vorfanden.

Noch in unseren Tagen begleitet der Klang der Baalmisser Glocke alle Oldendorfer auf dem Weg durchs Leben.

Aus dem Buch: Ithland Sagenland von Ulrich Baum

Oldendorfer Kirchenglocken

Bienenkorbglocke

Friedensglocke von 1649

Jngste Glocke von 1966

Kirchenglocken in Deutschland

Die ersten Glocken wurden wohl vor über 3000 Jahren in Asien gegossen. Von da aus verbreiteten sie sich langsam nach Westeuropa. Die älteste erhaltene Glocke in Deutschland ist fast 1000 Jahre alt.

Das Sterbeglöcklein auf dem Kirchturm zu Iggensbach gilt als die älteste datierte Glocke Deutschlands. (Die Glocke trägt die Inschrift: „ANNO M C XL IIII AB INCAR. DNI FVSA E CAPA“ d.h. Im Jahre EFGH nach der Menschwerdung des Herrn ist die Glocke gegossen“. Ob die Glocke schon bei der Erbauung der Kirche im 12. oder 13. Jahrhundert nach Iggensbach kam oder ob sie erst später erworben wurde, läßt sich nicht mehr ermitteln.)

Glocken wurden im Mittelalter direkt vor den Kirchtürmen gegossen. Da diese sehr schwer waren konnten sie in der damaligen Zeit nicht transportiert werden.

Die Glocken klingen alle unterschiedlich, denn jede Glocke ist Handarbeit und darum ein Einzelstück. Es gibt große Unterschiede  in der Verarbeitung. Beim Klang kommt es darauf an, wie alt eine Glocke ist. Auch das Material ist wichtig, es gibt neben Bronze auch Stahl- und Eisenglocken. Bronzeglocken sind natürlich die schönsten, mit dem wärmsten Klang. Beim Klang kommt es außerdem darauf an wie groß eine Glocke ist. Große Glocken klingen sehr tief, kleinere sehr hoch.

Geschrieben von CHP - Wir bedanken uns ganz herzlich für die zur Verfügung gestellten Fotos

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