Das Holzwerk Bock

Das Holzwerk

wurde im Jahr 1934 gegründet und entwickelte sich zu einer der größten Parkettfabriken der Bundesrepublik. 1949 wurde dem Werk ein Spanplattenwerk angegliedert.


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Werk Osterwald

Dr. Wilhelm Bock wurde am 26. Februar 1897 geboren. Nach Abschluß seines juristischen Studiums trat er 1924 in die 1873 gegründete väterliche Holzhandlung ein.
Aus diesem Betrieb baute er ein Unternehmen auf, zu dem 1962 14 Firmen mit 9 Produktionsbetriebe gehörten und mehrere tausend Mitarbeiter beschäftigt waren. Sein Leben lang ist Dr. Bock dem Holz treu geblieben. Zu dem Handel mit Inlandholz wurde auch in bedeutendem Umfang der Import mit ausländischen Faserhölzern betrieben. Durch eigene Einkaufsgesellschaften in Helsinki, Riga und Prag wurde dieses Geschäft so weit ausgebaut, dass es schon vor dem Kriege als eines der größten seiner Art gezählt werden konnte. Durch den Krieg wurde diese Auslandsaufbauarbeit vernichtet.

In den Kriegsjahren von 1939 bis 1945 wurde die Arbeit nur eingeschränkt weiter geführt, da fast alle Arbeiter zum Wehrdienst eingezogen waren. Ganz still lag das Werk in dieser Zeit aber nicht, denn es wurden Kriegsgefangene, insbesondere Russen und Polen zur Arbeit herangezogen, die in einem Gefangenenlager auf dem Holzwerk untergebracht waren. Als die amerikanischen Truppen im April 1945 einrückten, mussten die Gefangenen freigelassen werden und die Arbeit wurde für einige Zeit eingestellt. Die ehemaligen Gefangenen begannen sich für die zeitweise sehr schlechte Behandlung im Lager zu rächen, plünderten und beraubten das Holzwerk und zerstörten viele Maschinen und Einrichtungen. Auch in der Umgebung soll es zu Einbrüchen gekommen sein.

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Dewezet Januar 1960

Dr. Bock ließ sich von der Idee leiten, den in der Buche in ausreichendem Maße zur Verfügung stehenden Rohstoff zu verarbeiten. Durch die günstige Entwicklung dieses Zweiges wurde etwa 1961 mit dem Bau eines zweiten hochmodernen Werks begonnen, das Anfang 1962 die Produktion aufnahm.

Entrindung des Holzes
Etwa 80% des gesamten Rohholzes werden entrindet. Zur Entrindung werden verschiedene Techniken eingesetzt. Nach der Entrindung braucht das Rundholz ausreichend Feuchtigkeit, deshalb bedarf es einer Vorbehandlung mit Wasser oder Dampf. Das Rohholz muss im allgemeinen in bestimmten Größen zugeführt werden. Das einfachste und roheste Verfahren ist das Brechen. Der Bruch erfolgt mehr oder weniger quer zur Holzfaser.
Für die Herstellung der Spanplatten werden die Späne mittels üblicher Holzbearbeitungsmaschinen erzeugt.

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HOLZWERK OSTERWALD
( so beschreibt die Firma 1973 im Katalog zum 100 jährigem Bestehen die Produkte seiner 12 Werke)
Die Produktion von Rohspanplatten auf modernen Fertigungsstraßen, die Weiterveredlung dieser Erzeugnisse im neu gebauten Beschichtungswerk in Duingen sowie die Herstellung von Mosaikparkett sind die wesentlichen Produktionszweige des Holzwerks Bock Osterwald. Die Erzeugnisse werden in den zuwachsstarken Abnehmerkreisen der Möbelindustrie und der Bauwirtschaft eingesetzt. Die Produktenentwicklung des Holzwerks Osterwald hat sich auf beide Partner spezialisiert. Die Spanplatten-Produktion bedient anspruchsvolle Kunden der Möbelindustrie. Die Eigenschaften der Osterwalder Spanplatte: Festigkeit, Oberflächenruhe und gutes Stehvermögen. Auch die Osterkor-Spanplatte, mit melaminharzgetränkten Papieren beschichtet, hat sich auf dem Markt als Spitzenerzeugnis durchgesetzt.
Die Bauwirtschaft schätzt die vielgestaltigen PHENOL- (PH)-Spanplatten. Für Einsatzgebiete, bei denen Feuchtigkeit mit allen Folgeerscheinungen eine Rolle spielt, haben sie einen festen Platz eingenommen.

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Osterwalder Mosaikparkett ist zu einen Markenbegriff geworden. Jahrzehntelanges Beharren auf dem Qualitätsgedanken wird vom Kunden geschätzt.
Der im Holzwerk Osterwalder entwickelte Osterwalder Schwingboden DBGM für Sport- und Mehrzweckhallen – firmeneigene Verlegekolonnen montieren ihn – hat im In- und Ausland starke Beachtung gefunden. Sporthallen von internationalem Ruf sind mit Osterwalder Schwingboden ausgestattet.
Die zu der Bock Gruppe gehörenden Sparten Keramik und Rohstoffbetriebe entwickelten sich ebenfalls besonders günstig. Hier bildete die Quarzsandgrube in Duingen den Ausgangspunkt. Im Laufe der Zeit wurden weitere fünf Gruben angegliedert, deren Produkte besonders in der optischen, sowie der glasherstellenden und Gießereiindustrie einen guten Namen haben. Die mit dem Sand anfallende Braunkohle wird zu Brikett verarbeitet. Die zu der Gruppe gehörenden Dörentruper Sand- und Tonwerke in Dörentrup/Lippe, mit den ihnen angeschlossenen Tochterunternehmen bilden das eigentliche Kernstück der keramischen Werke. Diese Betriebe stellen Klinker, Spaltwandplatten, Betondachsteine und Steinzeugrohre für die Bauwirtschaft, feuerfeste Massen und Schamotte für die eisenschaffende oder eisenverarbeitende Industrie her. Eine Firma für den Vertrieb von Kunststoffen wurde errichtet. Es war in den 1960er Jahren auch angedacht eine eigene Wohnungsbaugesellschaft zu gründen, die für die Mitarbeiter Werkswohnungen erstellen sollte.
1961 arbeiten unter anderem 70 Italiener, die in einer Baracke auf dem Betriebsgelände wohnen und sich selbst versorgen, beim Holzwerk Bock. Sie kamen aus Neapel, Salerno, Tarent, Agrigent, Foggia usw.. Aus jenen Gebieten wo es so gut wie keine Industrie gab. Sie wurden als Anstellig und Bescheiden beschrieben und fragten gleich bei ihrer Ankunft, ob sie Überstunden machen könnten, damit sie möglichst viel Geld nach Hause schicken konnten. Sie bekommen Arbeitsverträge, werden nach deutschen Tarifen bezahlt, bekommen Kindergeld und sind gegen Invalidität versichert.
Für die Vermittlung eines Ialieners muss der Arbeitgeber 60 DM. für Spanier und Griechen 120 DM zahlen. Damit sind die Reisekosten und die ärztlichen Untersuchungen abgegolten. Die Unterkünfte werden vom Gesundheitsamt überprüft.

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Die Firmengruppe Dr. Bock

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Die oben abgebildete Diema-Lok Baujahr 1967, die überwiegend in einer Halle stand, wurde auf der recht ansehnlichen Gleisanlage der Firma Bock eingesetzt. Die Lok wurde neu gekauft.

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1958 kaufte Dr. Bock das Gelände des stillgelegten Kalkwerks am Bahnhof dazu.

Viele Jahre wohnte der Fabrikbesitzer auf dem Werksglände, später zog er nach Duingen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau ließ er sich täglich aus seinem Wohnort Duingen, durch einen Chauffeur, unter anderem Martin Gilge aus Benstorf, mit einem Auto ins Büro nach Osterwald bringen. Auch der Sohn Dr. Wilm Bock trat in die Firma ein und führte diese bis zum Konkurs.

Die Arbeiter wurden mit Bussen zum Arbeitsplatz ins Werk Osterwald gefahren Einer der Busfahrer war Herr Jasper aus Hemmendorf. In der firmeneigenen Kantine konnten die Mitarbeiter der Firma Mittag essen. Hier war unter anderen auch Frau Aue aus Benstorf beschäftigt. Einige der Beschäftigten gehörten der Werksfeuerwehr an. Diese verfügte seit Herbst 1972 über ein aufs modernste, für die Notwendigkeit des Holzwerks mit durch eine Spezialfirma extra eingebauten Geräte, feuerroten VW-Kombibus. Herr Antl, Schlossermeister und Werkslöschmeister freut sich mit seinen Getreuen Wagner, Radke, Jürgens, Tornow, Koth, Baxmann, Mindt, Stellmacher, Kreth und Wagner über dieses neue Feuerwehrauto des Holzwerk Bock. Zu erwähnen wäre noch die von Herbert v. Gualtieri, tätig in der zentralen Werbeabteilung der Firmengruppe Dr. Bock, erstellte Firmenzeitung. In ihr wurden viele Themen allgemeiner Art angesprochen, aber auch vieles aus der großen "Bock Familie" berichtet. Jubiläen der Mitarbeiter, langjährige Betriebszugehörigkeiten, Ruheständler, Geburten bei Mitarbeitern und vieles mehr wurden hier mit Schrift und Bild angezeigt. Interessant zu lesen.

Dr.Bock seine große Leidenschaft und besonderes Hobby galt dem Veredeln und der Anzucht von Rosen, die zu Tausenden die gärtnerischen Anlagen seiner Betriebe schmückten und ihm Kraft für seine großen, vielfältigen Arbeiten gaben.

So befand sich auch hier auf dem hiesigen Gelände eine große Parkanlage mit Teichen die von Gärtnern ( Beyer und Ploog ) gepflegt wurde.

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Die 1873 gegründete Firma Holzwerk Osterwald GmbH hat am 8. Juli 1982 den Vergleichsantrag gestellt. Die schlechte Situation des Unternehmens wird auf einen 'mörderischen' Konkurrenzkampf wegen des Überangebotes von Spanplatten in der Bundesrepublik zurück geführt. Die Firma beschäftigt in ihren Werken in Osterwald und Duingen insgesamt rund 500 Mitarbeiter. Der Vergleichsantrag sei aufgrund der eingetretenen Verluste erforderlich. Schon im Jahre 1980 hatte es eine Entflechtung in der Dr.-Bock-Gruppe gegeben. Das Holzwerk Osterwald der Dörentruper Sand- und Tonwerke GmbH wurde zu einer rechtlich selbstständigen GmbH deklariert. Dazu gehörte ebenfalls das Veredlungswerk Duingen mit etwa 100 Mitarbeitern.
Am 18. August 1982 um 9 Uhr wurde durch das Amtsgericht in Hameln, in der Werkskantine Osterwald, das Anschlusskonkursverfahren mit dem Antrag auf Liquidationsvergleich gestellt. Zum Konkursverwalter wurde der Rechtsanwalt Dr. Stange aus Bielefeld bestellt. Alle Versuche des Betriebsrats und der Belegschaft ihren Arbeitsplatz zu erhalten, waren vergeblich. Es gingen an diesem Tag im übertragenen Sinn für rund 400 Beschäftigte die Lichter aus.
Laut Betriebsrat hätten „verantwortungslose Geschäftspolitik und Fehler im Management der Geschäftsleitung“ zum Konkurs geführt.
Das Holzwerk Osterwald war zu der Zeit der zweitgrößte Arbeitgeber in der Gemeinde Salzhemmendorf. 1982 gehörten zum Stamm der Belegschaft auch 90 Portugiesen. Auf dem Gelände des Holzwerks, damals noch Haus Nr. 90, wohnten 1950 laut Adressbuch des Landkreises Hameln/Pyrmont 42 Familien. Auf dem Gelände des Kalkwerks Haus Nr. 89, welches Dr. Bock 1958 dazu kaufte, wohnten damals 24 Familien.

Auf dem ehemaligen Firmengelände siedelten sich ein Getreidelager, eine Baumaschinenfirma und die Spedition Hagedorn an.

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Aus alten Zeitungen

Barakenbrand 1071964 1

Stellengesuche 261962 1

 

 

 

Geschrieben von CHP / Material aus unserem Archiv / Fotos teilweise von Familie Antl / Fotos zur Verfügung gestellt  von Wolfgang Holland/ Zeitungsartikel Dewezet - Jahre 1939 - 1944 Aussagen von damaligen Zeitzeugen -  Weiteres Material in unserem Archiv sind u.a. von Hans Tornow zur Verfügung gestellte alte Betriebszeitungen der Firma Bock -

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