Christel Piehl erzählt

Christel Piehl - Als Kind durch die Hölle des 2. Weltkrieges – Wunden die nie heilen

Wir Betroffenen haben gehofft: Nie wieder Krieg in Europa

Und wieder gibt es einen grausamen Krieg in Europa, wieder gibt es Tote und Verletzte, zerstörte Städte und tausende Flüchtlinge in der Ukraine. Warum? Päsident Putin ist davon besessen seine Macht immer weiter aus zu dehnen, sowie einst auch Hitler.


Wir, die letzten Zeitzeugen des 2. Weltkriegs und Betroffene des Wahnsinns leben erneut in großen Ängsten noch einmal einen Krieg miterleben zu müssen. Bis heute haben wir die Bombenangriffe, den Verlust des Vaters, die Vertreibung aus der Heimat, den Hunger und viele andere schreckliche Erlebnisse tief in uns eingeschlossen, aber nie vergessen können, denn die Ereignisse und Erlebnisse des 2. Weltkrieges waren einfach nur grausam und damals gab es keine Hilfe für uns. Gott sei Dank hält Europa heute zusammen und die Hilfsbereitschaft ist groß, was aber nichts an den schrecklichen Dingen welche in der Ukraine geschehen ändert. Wir können nur hoffen, dass sich dieser Krieg nicht weiter ausdehnt. Nur gemeinsam kann man Putin stoppen, auch wenn  es für uns alle eingreifende wirtschaftliche Folgen nach sich zieht. Wiir müssen alle bereit sein zu helfen und zusammen stehen.


Ein kleiner Bruchteil von eigenen Erlebnissen und dem was im 2. Weltkrieg geschah:

Bild Pferde

Flucht der Deutschen bei Eis und Schnee von der Haffküste über die gefrorene Ostsee

Auch der russischen Bevölkerung wurde während des Russlandfeldzuges der deutschen Wehrmacht viel Leid zugefügt, aber noch viel grausamer rächten sich dann die Russen an der deutschen Zivilbevölkerung. In den letzten Wochen der Winteroffensive 1945 drangen die Russen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 km am Tag in Ostpreußen und Richtung Pommern vorwärts, sodass keine geschlossene deutsche Abwehrfront mehr stand. Damit war die deutsche Bevölkerung der gesamten Kampfregion zwischen Oberschlesien im Süden und Ostpreußen im Norden hilflos der auf sie zurollenden Kriegsmaschine ausgeliefert. Als der Vorstoß der sowjetischen Truppen die südliche Haffküste am 27. Januar 1945 bei eisiger Kälte von bis zu 20 Grad minus und Schnee, Ostpreußen vom Reich trennte und den westlichen ziehenden Flüchtlingsstrom nach Norden drängte, kam es zu dramatischen Stauungen und Menschenansammlungen, in die hinein die sowjetischen Truppenverbände stießen und in die Fliehenden hinein schossen. Von diesem hart umkämpften Gebietsschlauch aus, machten sich Anfang Februar hunderttausende Flüchtlinge auf den Weg über das Eis des Frischen Haffs in Richtung Danzig und Hinterpommern.
Eiseskälte, Hunger, sowie sowjetischen Tiefflieger-Angriffen ausgesetzt, verloren hier Tausende ihr Leben. Ganze Trecks verschwanden nach den Bombentreffern unter dem Eis.

Flucht Ruinen

Ob in ihren Heimatorten zurück Gebliebene oder auf dem Treck unterwegs, sie wurden von den sowjetischen Truppen eingeholt. Die deutsche Zivilbevölkerung östlich von Oder und Neiße war in den Wochen und Monaten nach dem Januar 1945 täglich blutigster Ausschreitungen, schlimmster Drangsalierungen, Plünderungen, Brandschatzungen, sinnloser Zerstörungen, Vergewaltigungen und willkürlicher Tötungen ausgesetzt. Was gerade Frauen und junge Mädchen in dieser Zeit durchmachen mussten, kann mit Worten kaum wiedergegeben werden. Viele verzweifelte Einwohner, sogar ganze Familien begingen aus Furcht vor den Gewaltexzessen der russischen Soldaten, Selbstmord. Ältere deutsche Männer, welche mit Ihren Familien noch zusammen waren, wurden mit vorgehaltenen Gewehren gezwungen den Vergewaltigungen ihrer Frauen und Töchter zuzusehen. Versuchten sie es zu verhindern, wurden sie erschossen oder erschlagen.

Kinder auf der Flucht

Stalin selbst war es, der im April 1945 durch ein Direktive an seine Truppen endlich ein besseres Verhalten gegenüber der deutschen Bevölkerung forderte. Für die Menschen im deutschen Osten kam dieses jedoch zu spät.
Es wurde von der russischen Seite später immer wieder behauptet, dass sich die Russen nur dafür gerächt hätten was die deutschen Soldaten ihnen angetan hätten. Die schnell vorrückende Rote Armee überrollte buchstäblich die Flüchtlingstrecks, die nicht schnell genug ausweichen konnten. Panzer schießen in die Wagen, russische Tiefflieger beschossn die Flüchtlingskolonnen. Längst wird zwischen feindlichen Soldaten und der Zivilbevölkerung kein Unterschied mehr gemacht.
Wer von von den russischen Soldaten eingeholt wird, dem drohen Misshandlung, Vergewaltigung und Ermordung. Schätzungen gehen von etwa 1,4 Millionen vergewaltigten Frauen aus. Aufgegriffene Männer, Jugendliche und Kriegsgefangene werden zu Hunderttausenden als "lebende Reparationszahlung" nach Russland deportiert.
Ich will hier jetzt nicht weiter im Einzelnen den Fortgang des Krieges 1945 schildern, dem auch meine Mutter mit meinen Geschwistern, mir und unserer 72jährigen Oma in der Stadt Danzig jeden Tag ausgesetzt waren. Mit allen Schrecken der täglichen Bombenangriffen und der Übergriffe der Russen auf uns. Eine gewollte Erschießung meiner Mutter, welche ich verhinderte weil ich mich schreiend vor sie stellte und viele weitere grausame Erlebnisse.
Es geht auch um die Flüchtlingsmassen, welche die grausamen Taten der russischen Soldaten überlebt hatten und nun in Danzig und Gotenhafen auf eine Flucht per Schiff über das Meer hofften. Ein Teil der Menschen erreichen Westdeutschland, aber endlos viele überleben die Fahrten mit den Schiffen nicht, sondern versanken durch Beschuss und Torpedos der Russen in den Fluten der Ostsee. Das kann sich keiner vorstellen, wenn er das nicht selbst erlebt hat.

Hier nur einige von den vielen Schiffsuntergängen 1945 in der Ostsee mit ihren vielen Opfern:

30.1.1945
Das sowjetische U-Boot S-13 (Kptlt. Marinesko) versenkt mit 3 Torpedos vor Stolpmünde das als Transporter eingesetzte Wohnschiff WILHELM GUSTLOFF (25.484 BRT) der 2. U-Lehrdivision mit 1500 Mann militärischen Personal und ca 8000 Flüchtlingen an Bord auf der Fahrt von Gotenhafen nach Swinemünde. Nur rund 1000 Menschen überleben die größte Katastrophe der Seefahrt.
10.2.1945
Das sowjetische U-Boot S-13 (Kptlt. Marinesko) versenkt vor Stolpmünde den Verwundetentransporter STEUBEN (13.325 BRT) auf der Fahrt von Pillau nach Swinemünde mit 2800 Verwundeten, 800 Flüchtlingen, 500 Angehörigen der Kriegsmarine und 170 Mann Besatzung an Bord. 3600 Menschen werden Opfer der Katastrophe.
11.- 13.4.1945
Im sowjetischen Bombenhagel auf die Halbinsel Hela geht der Transporter MOLTKEFELS (7862 BRT) mit 2700 Flüchtlingen, 1000 Verwundeten und 300 Soldaten an Bord in Flammen auf. 400 bis 500 Menschen kommen dabei um. - Beim gleichen Angriff wird auch das kleine Lazarettschiff POSEN (1069 BRT) getroffen mit etwa 540 Verwundeten, 100 Flüchtlingen, 30 Soldaten und 50 Mann Personal an Bord. 300 Menschen, überwiegend Verwundete und Flüchtlinge, kommen in den Flammen ums Leben. - 2 Tage später wird der vollkommen überladene Dampfer KARLSRUHE (898 BRT) auf der Reise von Pillau über Hela nach Kopenhagen mit 1083 Menschen an Bord zweimal von Torpedobomberstaffeln angegriffen und versenkt. Zwei Geleitboote können 113 Menschen aus dem Wasser retten, 970 gehen mit der KARLSRUHE in den Fluten der Ostsee unter.
16.4.1945
Wiederum vor Stolpmünde torpediert das sowjetische U-Boot L-3 (Kptlt. Konovalov) den mit 7000 Menschen besetzte Frachter GOYA (5230 BRT) auf der Reise von Hela nach Kopenhagen. Die Torpedos zerreißen das Schiff, innerhalb von 7 Minuten sinkt es. Nur knapp 400 Menschen überleben das Unglück. -

Schiff 2 Weltkrieg

Flucht mit dem Schiff

30. Januar 1945 eines der größten Schiffsuntergänge:
An Bord der „Wilhelm Gustloff“ herrschte am 30. Januar 1945 Chaos: Das ehemalige Kreuzfahrtschiff ist nur für 1.500 Passagiere ausgerichtet, doch es drängen sich an Bord mehr als 10.000 Menschen - Etwa 8.800 davon sind Flüchtlinge, überwiegend Frauen und Kinder, die vor der vorrückenden Roten Armee fliehen.
Gegen Mittag legte die "Wilhelm Gustloff" von Gotenhafen in der Danziger Bucht Richtung Kiel ab. Es ist die letzte Fahrt der "Wilhelm Gustloff" Um 21.16 Uhr treffen drei Torpedos eines sowjetischen U-Boots das Flüchtlingsschiff. 10.000 Menschen, welche die Gänge verstopft hielten, wollen gleichzeitig nach oben.. Die Leute strömen auf die Treppe zu, die Leute die fallen können nicht mehr aufstehen. Die Masse ging einfach über diesen Teppich von toten Leibern und noch lebenden Menschen hinweg. Ein unglaubliches Drama spielte sich auf dem sinkenden Schiff ab. Die "Wilhelm Gustloff" versinkt in der eisigen Ostsee. Mehr als 9.000 Menschen sterben, nur rund 1.200 Passagiere können gerettet werden.
Dieser Untergang fordert die meisten Menschenleben bei den Schiffsuntergängen und hält dann viele in der Stadt Danzig unter schwersten Kriegsereignissen und Bombenangriffen noch lebenden Menschen davon ab, eine Flucht vor den Russen mit einem Schiff zu wagen. -
So auch meine Mutter mit uns drei Kindern und unserer Großmutter. Wir haben das Überrollen der russischen Truppen mit ihren Panzern in der total zerstörten Stadt Danzig irgendwie überlebt. Was uns dann aber noch alles in Danzig und später auf der Flucht erwartete ist genau so grausam und es wird auch nicht besser als wir von Gleich auf Jetzt von den Russen und Polen am 15. Juli 1945, mit nur einem kleinen Rucksack und einer kleinen Handtasche, vertrieben wurden.

Zge

Wir wurden in überfüllte Viehwagen gepfercht und kamen bis Küstrin-Kietz, wo wir die Viehwagen verlassen mussten. Viele überlebten diesen Transport nicht. Die Toten wurden einfach beim nächsten Halt aus dem Zug geworfen. Dann ging es 6 Wochen auf der Landstraße zu Fuß weiter. Schlafen mussten wir im Straßengraben. So gut wie nichts zu essen, nur etwas unreifes Getreide, das wir auf den Feldern fanden, manchmal ein verschimmeltes Stück Brot auf einem Misthaufen und ein kleiner Beutel mit Grieß, den meine Mutter von zu Hause mitgenommen hatte. Versprengte russische Soldaten waren jetzt in Mecklenburg noch unterwegs und auch hier gingen die Gewalttaten und Vergewaltigungen weiter. Die vielen erlittenen Strapazen machten sich gesundheitlich bemerkbar. Meine Oma, mein Bruder und ich erkrankten an Typus. Krankenhäuser gab es nicht. Irgendwo in einer alten Ziegelei war ein provisorisches Krankenhaus eingerichtet. Dort mussten wir drei, da es nicht mehr anders ging, bleiben. Meine Mutter musste mit meiner Schwester weiter ziehen, denn nirgends gab es einen Schlafplatz für sie. Erst zehn Kilometer weiter fanden meine Schwester und sie eine kleine Dachkammer als Unterkunft.
Meine Großmutter starb und wurde in einem Massengrab beigesetzt. Mein Bruder und ich kämpften, ohne unsere Mutter dabei zu haben, Wochen um unser Leben. Verlaust und verdreckt holte uns unsere Mutter dann zu Fuß ab. Wir lebten danach eine Zeitlang in Mecklenburg. Keiner wusste wo seine Angehörigen geblieben waren und ob sie überhaupt noch lebten. Erst als sich das Leben ein wenig normalisierte, die Post und der Suchdienst des Roten Kreuzes seinen Dienst wieder aufnahm, konnte man versuchen etwas über den Rest der Familie zu erfahren. Ein Teil der Familie wurde in Niedersachsen in Salzhemmendorf ausfindig gemacht, der Rest der Familie wurde auseinander gerissen und über ganz Deutschland verstreut. - Über einen Antrag auf Zuzug und Auffenthalt in einem Lager in Berlin, gelangten wir dann am 11. Mai 1946 nach Salzhemmendorf. - Aber auch dort war es weiterhin schwierig. Die Häuser waren vollgestopft mit Flüchtlingen, Vertriebenen und Ausgebombten. Keiner wollte uns freiwillig ein Zimmer geben und so wurden wir mit der Polizei in eine Dachkammer Zwangs eingewiesen. Dadurch bedingt war das Zusammenleben natürlich nicht einfach. Wir wurden beschimpft als 'Pollaken' und sollten doch wieder dahin zurück gehen woher wir gekommen waren. Auch jetzt war das Leben für uns äußerst ärmlich und das Essen knapp.
Die Flüchtlinge und Vertriebenen versuchten durch Sammeln von Beeren, Pilzen, Bucheckern und Holz im Wald, irgend wie über die 'Runden' zu kommen. Wer viel Glück hatte bekam vielleicht auch ein Stückchen Land und konnte etwas Gemüse oder Kartoffeln zum täglichen Lebensunterhalt anbauen.
Alle hegten die Hoffnung: Wir können ja bald in unsere Heimat zurück. Der Zusammenhalt der Vertriebenen und Flüchtlinge war groß und man traf sich zu vielen gemeinsamen Veranstaltungen, welche durch die gegründeten Flüchtlingsvereine abgehalten wurden. Von allen Landsmannschaften, ob West- oder Ostpreußen, Schlesier, Pommern um nur einige zu nennen, wurde bei diesen Veranstaltungen das alte Volksgut und die alten Lieder der Heimat gepflegt. Zum Gedenken an den verlorenen Osten wurden in den Dörfern im feierlichen Rahmen Gedenksteine aufgestellt. - Leider sind diese inzwischen oftmals, so wie auch in Salzhemmendorf, nicht an ihrem gut sichtbaren Platz belassen worden.

Gedenkstein des Deutschen Ostens 

Einweihungsfeier mit dem noch verhüllten Stein

Sie stehen heute Abseits wo sie kaum ins Auge fallen und nicht groß wahrgenommen werden und erfüllen kaum noch den Zweck für den sie einmal aufgestellt wurden

- Erinnerung an unsere alte Heimat und Mahnung an den schrecklichen Krieg -

Zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion:
Mehr als eine halbe Millionen deutscher Männer, Frauen und Jugendliche wurden als „lebende Reparationen“ in die Sowjetunion verschleppt, um zur Wiedergutmachung der Kriegsschäden beizutragen. Sie mussten jahrelang unter schwersten Bedingungen in Steinbrüchen und Bleibergwerken Zwangsarbeit leisten. - Nur Holzpritschen, keine Decken, schlechte Kleidung für die eisigen Wintertemperaturen, wenig Nahrung und krank.
Auf der Konferenz von Jalta, die vom 4. bis 11. Februar 1945 unter Vorsitz von Churchill, Roosevelt und Stalin stattfand, wurde auch über die von Deutschland zu leistenden Reparationen verhandelt. Stalin forderte neben den Reparationszahlungen Deutschlands auch Arbeitsleistungen deutscher Menschen. In einem Protokoll vom 11. Februar von 1945 wurde festgelegt, dass neben den Lieferungen aus der Demontage deutscher Industrien, sowie aus der laufenden Produktion außerdem Reparation zu leisten seien. Das bedeutete, dass die von Deutschland zu erbringenden Reparationsleistungen auch die Deportation deutscher Arbeitskräfte in die Sowjetunion mit einschlossen.
Die Verschleppungen deutscher Zivilisten in die Sowjetunion hatten allerdings ohne Wissen der Alliierten bereits vor der Jalta-Konferenz begonnen. Die Depotrationen begannen bereits um die Jahreswende 1944/45. Zuerst war es die arbeitsfähige deutsche Bevölkerung aus den deutschen Minderheitsgebieten in Südeuropa. Von der Deportation betroffen waren arbeitsfähige Männer im Alter von 17 – 55 und Frauen im Alter von 18 – 32 Jahren. Diese Altersgrenzen wurden jedoch nicht immer eingehalten, und so befanden sich unter den Verschleppten auch Kinder und ältere Menschen. Die größte Gruppe der deportierten deutschen Zivilisten stellten Frauen und Männer aus Ost- und Westpreußen, sowie Pommern, Schlesien und dem Karpatenraum. Sie wurden zumeist ins Uralgebiet, nach Sibirien, aber auch ans nördliche Eismeer verschleppt.
Mein Vater wurde ebenfalls von den Russen Zivil verschleppt. Bis heute weiß ich nicht wohin er verschleppt wurde und wo er ums Leben gekommen ist. Noch heute bin ich auf der Suche nach ihm und der Aufklärung seines Schicksals. Die ersten Jahre nach dem Krieg kamen die 'Heimkehrer' aus dem Krieg alle über das Lager Friedland. Wenn wieder ein neuer Transport aus Russland kam wurden die Namen über den Rundfunk bekannt gegeben. Immer wieder saßen wir voller Spannung vor dem Radio und lauschten ob auch der Name unseres Vaters genannt wurde. Manchmal wurde auch der gleiche Name meines Vaters genannt und riesengroß war dann die Enttäuschung wenn das Geburtsdatum nicht stimmte. Die Hoffnung auf die Rückkehr unseres Vaters und Ehemann meiner Mutter begleitete uns über Jahrzehnte und ging nicht in Erfüllung.
Noch etwas zu den vielen Kriegswaisen deren Mütter im Krieg umgekommen sind oder von ihnen getrennt wurden.
Traumatisiert und hungrig kommen Zehntausende Kriegswaisen 1945 nach Mecklenburg-Vorpommern. Dort leben sie in provisorischen Kinderheimen - meist unter katastrophalen Umständen. Manche hatten Glück und fanden durch die Suchdienste ihre Eltern oder Verwandte wieder, aber meistens blieben die Schicksale unaufgeklärt.

Opfer des 2 Weltkrieges Zeitung Schlesw Holstein

Opfer des Krieges wurden aus meiner Familie: Mein Vater, zwei Brüder und eine Schwester meiner Mutter, meine Großmutter. Zwei Tanten und zwei Cousinen die vergewaltigt wurden, eine Tante die ein 'Russenkind' bekam. Zwei Brüder meiner Mutter sind in Stalingrad und Frankreich gefallen, ein weiterer Bruder meiner Mutter und Bruder meines Vaters waren sechs Jahre in Kriegsgefangenschaft in Sibirien als Zwangsarbeiter. Sie litten den Rest ihres Lebens an einer Staublunge und den schlimmen Erlebnissen während des Krieges, in den sie ungewollt als ganz junge Männer ziehen mussten.

Die deutsche Zivilbevölkerung hat für Hitlers Wahnsinn einen sehr hohen Preis gezahlt. - Mit keinem von uns Betroffenen fand eine Aufarbeitung dieser grausamen erlebten Dinge statt. Das Erlebte wurde von uns Kindern und den betroffenen Erwachsenen tief eingeschlossen. Heute, nach den vielen vergangenen Jahrzehnten, leiden wir immer noch an Alpträumen aus dieser schlimmen Zeit. Weit über zwölf Millionen Flüchtlinge und Vertriebene mußten sich nach 1945 eine neue Heimat suchen.
Die gewaltigen Flüchtlingsströme verliefen quer durch das zerstörte Deutschland und trafen auf Menschen, die durch Bombenangriffe und Kriegshandlungen selbst kaum über das Nötigste zum Leben verfügten. Vielerorts werden die Neuankömmlinge daher misstrauisch beäugt und nicht selten feindselig behandelt.
Es ist das Deutschland der "Stunde Null", und in den kriegszerstörten Ruinenlandschaften mangelt es an Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten, Wohnraum, Kleidung, Heizmaterial und Arbeit. Viele Heimatvertriebene müssen jahrelang in Auffanglagern oder Baracken leben, Wohn- und Lebensraum muss erst neu geschaffen werden.

Suchanzeigen im Barackenlager

Suchanzeigen im Barackenlager
Die Vertriebenen trifft neben den Strapazen der Flucht und dem Verlust der Heimat das Los des sozialen Abstiegs. Sie müssen mit leeren Händen den Neuanfang versuchen. Haus, Hof, Hab und Gut haben sie zurücklassen müssen.

Knapp 17 Millionen Deutsche und Deutschstämmige haben als Folge des 2. Weltkrieges von 1944 bis 1950 - vor allem aus Osteuropa - ihre Heimat verlassen oder verlassen müssen. Rund 4,5 Millionen von ihnen blieben verschollen.
Die Hoffnung war groß bald wieder in die Heimat zurück zu kehren, aber auch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung.
Heute weiß keiner mehr in den Ortschaften wer einmal als Flüchtling oder Vertriebener hier her gekommen ist. Die meisten sind inzwischen verstorben.

Dieses schwere Schicksal der Vertreibung aus der Heimat, teilen oder teilten viele Millionen Menschen und gerade deshalb sollten auch diese Schicksale mit erwähnt und nicht vergessen werden. Leider hat man noch immer nichts daraus gelernt, denn weiterhin finden Kriege statt, weiterhin sind es sehr oft die Frauen welche in den Kriegsgebieten unter Gewaltexzessen, Verschleppungen und unter Vergewaltigungen leiden müssen.
Die Menschen haben einfach nichts dazu gelernt und immer wieder gibt es Kriege.
Man sollte nicht aufhören den Jüngeren, die dieses alles bisher nicht erlebt haben, diese schlimmen Schicksale öfter vor Augen zu führen und immer wieder daran erinnern, wie schlimm Krieg ist.

Egal wo er statt gefunden hat oder heute statt findet.

Bild unten: 1945 Flüchtlinge in der völlig zerbomten Stadt Danzig

Flucht aus Danzig

Bericht und eigene Erlebnisse von Christel Piehl

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