Der Name Oldendorf

Dorf 001

DER NAME OLDENDORF

Geschichtliche Einleitung.

Zur „Römerzeit“, also vor ungefähr 2000 Jahren, als die ersten geschichtlichen Nachrichten durch die römischen Geschichtsschreiber Plinius, Tacitus, Vellejus Paterculus und andere festgehalten wurden, bewohnte das Land etwa vom Lippeschen bis zum Harz der mächtige germanische Stamm der Cherusker.

Seine Nachbarn waren südlich und südwestlich die Chatten (Hessen), nördlich die Berukterer und Angrivarier (Engern). Die Römer, die unter Drusus, Tiberius und Caesar Germanicus immer wieder in Germanien verheerend einbrachen und sich zeitweise an der Lippe und Ruhr in Kastellen festgesetzt hatten, versuchten immer wieder vergeblich dauerhaft das Land der Cherusker für sich zu erobern.

Im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. erfolgte dann die Einwanderung der nordgermanischen Sassen oder Sachsen, so genannt nach ihrem Streitmesser, dem „Say“. Seit dem weist die Geschichte eine umfassende Besiedelung unserer Heimat durch keinen anderen Volksstamm auf. Unsere Gegend hat seit den Anfängen der Geschichte, wohl den Wechsel der germanischen Stämme, aber nicht die Überschwemmung mit fremdländischen Blut erlebt. Daraus folgt, dass die überwiegende Zahl der Bevölkerung bis zum Ende des 2. Weltkrieges, Nachkommen germanischer Stämme (überwiegend Cherusker und Sachsen) sind.

So hat eine derartige Entwicklung sich auf die Sprache und die Ortsnamen ausgewirkt. Die Bildung der Benennungen geschah auf rein germanischer Grundlage (nur wenige keltische, vorgermanischen Wörter) in niederdeutscher Mundart. Eine Störung dieses Werdeganges erfolgte nur durch den Einfluß des Hochdeutschen im Zeitalter der Reformation.

Wie das Volk selbst, so haben auch seine Niederlassungen ihre Stammesart seit den ältesten Zeiten bewahrt. Nach Pesler (Beiträge zur westfälischen Heimatkunde) war der germanischen Denkweise entsprechend die älteste Siedlungsform der Einzelhof, ihm folgen später die Dörfer. Zunächst das Haufendorf, das Dorf der unregelmäßig gelagerten Gehöfte, zu dem auch die Mehrzahl der älteren Dörfer in unserem Kreis gehören.

Zu dieser ältesten Siedlungsform kommen später die Reihendörfer, zusammenhängende Reihen von Häusern und Gehöften von deren Mittelachse sich diese nach beiden Seiten mit großer Ausdehnung erstrecken. In dem 11., 12. und 13. Jahrhundert entstehen bewusste Gründungen Hagen. Angelegt in Landgebieten welche bis dahin von unwirtschaftlichen Wäldern, Sümpfen und Feuchtigkeitsgebieten der Flußgestade beherrscht wurden.

Die Ortsnamen sind gewöhnlich aus zwei oder mehreren Teilen zusammen gesetzte Wörter. Wir finden in unserer Gegend zwar auch Namen die aus einem Wort bestehen, es ist aber nicht aus zu schließen das sie ursprünglich vielleicht noch die Siedlungsbezeichnung „heim“ oder „hausen“ enthalten haben. Viele Ortsnamen sind bestimmt von der Beziehung zur Aussenwelt (z.B. Osterwald), das Verhältnis zu Personen welche für die Orte von Bedeutung gewesen sind oder zu Eigenschaften, die es von gleichnamigen Worten unterscheiden sollen. (Klein- oder Großoldendorf, Kirchohsen, Hagenohsen).

Die alten Ortsnamen sind eigentlich seit grauester Vorzeit im wesentlichen erhalten. Eine völlige Aufhebung des Namens einer bestehenden Ortschaft ist im Laufe der Jahrtausende äußerst selten vorgekommen. Anders ist es mit den bloßen Veränderungen denen die ursprüngliche Form der Ortsnamen sich die Namen im Wandel der Zeiten unterwerfen mussten. Die bloße Umformungen von Lauten, Weglassung oder Zusammenziehung von Silben oder Buchstaben, Verkürzung oder Verlängerung veränderten die Ortsnamen. So auch die Lautumformungen in den verschiedensten Formen wie z B. Ä statt a, ö statt e, au statt e (Lauenstein statt Lewenstein), Verwandlung „husen“ in „hausen“ und vieles mehr. Dann noch das Vertauschen von Lauten mit anderen (im Hochdeutschen „ich war“ im Niederdeutschen „ik was“). Hier findet man noch ganz viele andere Varianten, wie unter anderem das Weglassen des „h“ und viele andere Veränderungen. Es ist einfach zu weit führend dieses alles im Einzelnen auf zu führen. Genaues zu diesem Thema findet man im umfangreich erklärenden Buch: „Die Bedeutung der Ortsnamen des Kreises Hameln Pyrmont von S.D.G. Freiydanck“ aus dem Jahre 1929

Oldendorf

Urkunde 1166Urk. (1166, 1329, 1642)  -  nebenstehend  Urkunde von 1166  -

Ueber diesen Ortsnamen ist umso weniger zu sagen, als er mit seinen unterscheidenden Zusätzen (Groß-, Klein- Alt- usw.) sehr häufig vorkommt. Es gibt nach dem Ortslexikon nicht weniger als 20 Oldendorfs in allen Gegenden Deutschlands und die Zusammensetzung von anderen Grundwörtern zu „Olden“, wie „burg“, „felde“, „rode“, „beck“ usw. ist Legion.

Die Bedeutung als altes Dorf kann wohl nicht zweifelhaft sein. Leider ist beim Mangel an urkundlicher Nachrichten nicht festzustellen, zu welchem neuen Dorf dieses alte Dorf ursprünglich den Gegensatz gebildet hat oder ob nicht der Name überhaupt nur das hohe Alter des Ortes hat andeuten sollen.

In alter Post und alten Akten findet man immer die Schreibweise Groß-Oldendorf und Klein-Oldendorf. Übrigens ist die frühere Einteilung der Ortschaft in die Ortsteile Groß- und Klein Oldendorf durch ihre Vereinigung weggefallen. Der Name Klein-Oldendorf wird von den Einwohnern immer noch benutzt.

Dorf

„Dorf“, altsächsisch „thorp“, altsächsisch und nordisch oft in der Umkehrung „trup“, bezeichnet eine Mehrheit ländlicher Wohnstätten, gleichsam eine „Truppe“, die durch ein gemeinshaftliches Band, meist politischer Art, zu einem Ganzen vereinigt ist. Dorf, auch oft „Torf“ geschrieben, ist deshalb ein Sammelbegriff; daraus folgt, dass das Wort, abgesehen von seinem ländlichen Nebenbegriff, die einzelnen, zum Komplex gehörigen Wohnstätten nach Größe, Bauart oder sonstiger Beschaffenheit nicht näher bestimmt. 1)

Im Kreis sind die Namen der mit Dorf bezeichneten Ortschaften mit drei Ausnahmen durch Anhängung von Personennamen gebildet.

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  1. Ebenso wenig wie dies in den als „Flecken“ oder „Stadt“ bezeichneten größeren Gemeinwesen geschieht. „Flecken“ und „Stadt“ kommen als Ortsnamen im Kreise nicht vor.

  2. Da „Trup“ auch Truppe, einen Haufen Menschen bedeutet, so geht eine verbreitete Meinung dahin, daß man in den Dorfschaften die Truppschaften des algermanischen Heeres zu erkennen habe, die dann auch häufig den Namen des Anführers trugen (z.B. Bäntorf: Benno)

Quelle:Die Bedeutung der Ortsnamen des Kreises Hameln Pyrmont v. 1926

Vermerk aus der alten Oldendorfer Schulchronik 1914 von Lehrer Sender:

Oldendorf (Oldendörp – Altersdorf – eine uralte Niederlassung). Im Jahre 1166 wurde zum ersten Mal ein Eilhardus Oldendorpensis Ecclesial Archidiaconus erwähnt. In dem Trationsverzeichnis de St. Ludgerie-Stiftes zu Werden a. Ruhr lesen wir 1150 zum ersten Mal Aldenthorpa – für Oldendorf, dann Aldendorpa. Oldendorf ist abgeleitet von dem Namen Aldo – Aldos-trupp.

Anmerkung aus Oldendorf und seine Höfe: Wie ist Oldendorf entstanden? Schon Ende des 8. Jahrhunderts war Oldendorf ein bedeutender Ort. Er mag auch schon im 5. Jahrhundert bestanden haben, als die Bezeichnung dorp aufkam. Das Wort dorp oder drup ist abgeleitet von den Trupp- oder Hundertschaften, welche die wehrfähigen Männer bildeten. Der Anführer einer Truppschaft scheint in Oldendorf seinen Wohnsitz gehabt zu haben. Südlich von Oldendorf, durch die Saale getrennt, liegt ein Ort, "der Hagen" genannt. Er ist eine Kolonisation frühester Zeit. Der Name ist uns durch wenige Urkunden erhalten geblieben, und zwar in den Belehnungen vom 6.3.1418, 11.4.1463 und im Jahre 1500 nach Lichtmessen, worin die Herzöge von Braunschweig die Bock von Nordholzen (7) mit zwei Meierhöfen (6 Hufen Land), Kothstellen zu Oldendorf und dem H a g e n belehnt haben. In einer weiteren Urkunde (5.11.1634) wird die Mühle in Oldendorf als vordem für ,,hägerisches" Gut gehalten (8). Bei Aufzählung der v. Engelbrechtschen Lehensgüter im Jahre 1699 heißt es: ,,den Hagen in Oldendorf belangend, weiß niemand, was das sei, man hat danach geforschet, aber nichts erfahren können. Es ist ein Ort vor Oldendorf, Hagenbrink genannt, auf demselben viele Aecker, teils Engelbrechtsche, teils durcheinander." Demnach ist der Name in Vergessenheit geraten. An seine Stelle trat die Bezeichnung ,kleine Dörpe", wie dies auch aus der Kirchenbucheintragung des Jahres 1678 hervorgeht: ,,Harmen Oppermann, Meyer im ,,kleinen Dörpe." Diese Bezeichnung wird lange vor 1678 gebräuchlich gewesen sein, wie sie es auch heute noch ist und zwar als Klein-Oldendorf. Die Holz- und Weidegerechtigkeit hatte Groß-Oldendorf im Osterwald, Klein-Oldendorf dagegen im Kanstein.

Geschrieben von CHP

Quellen Buch: „Die Bedeutung der Ortsnamen des Kreises Hameln Pyrmont von S.D.G. Freiydanck“ aus dem Jahre 1929/ Oldendorf und seine Höfe

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