Fritz Eickemeyer

EIN OLDENDORFER,  DER VOR 110 JAHREN AUF DER GLASHÜTTE GEBOREN WURDE UND GESCHICHTE SCHRIEB

Fritz Eikemeier * 28. März 1908 in Groß-Oldendorf, 4. August 1985 in Berlin

-  Arbeiter  -  Widerstandskämpfer  -  KZ-Häftling  -  ehemaliger Polizeipräsident von Ost-Berlin  -

Der Glasbläsersohn von der Oldendorfer Glashütte hat genug Not und Elend der kapitalistischen Ausbeutung am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Die Kinderjahre waren laut seiner eigenen Aussage von Armut und Hungersnöten geprägt.

Glashtte

Er wurde 1908 als Sohn eines Glasmachers in Oldendorf geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Oldendorf von 1914-1922 arbeitete er von 1922–1927 als Hilfsarbeiter in der Glasfabrik. Er gehörte der Gewerkschaft und dem Arbeiter-Turn-und Sportverein Glashütte von 1922 an. Nachdem er 1926 eine Zeit arbeitslos war, arbeitete er im Steinbruch und zwischen 1931 bis 1933 im Streckenbau der Reichsbahn und setzte sich dort im Betriebsrat für die Arbeiter ein. 1930 trat er der Kommunistischen Partei (KPD) bei und war ein lokaler Parteiführer. Von 1931 – 1933 arbeitete er erneut bei der Deutschen Reichsbahn und wurde dort im April 1933 aus politischen Gründen entlassen.

Im August 1933, dem Jahr der Machtergreifung der NSDAP in Deutschland, emigrierte er in die Niederlande und danach dann nach Belgien. Zwischen 1936 und 1938 kämpfte er als Mitglied der Internationalen Brigaden im Befreiungskampf in Spanien als Kampfgefährte des legendären General Walter.

Im November 1938 wurde er in den Pyrenäen von der französischen Polizei festgenommen und interniert. Im Juli 1939 reiste er wieder nach Belgien ein, wo er sich illegal 6 Monate lang aufhielt. Nachdem die deutschen Truppen in Belgien einmarschierten wurde er im Mai 1940 wieder interniert und nach Frankreich im Camp Saint-Cyprien in Haft genommen. Im August 1940 wurde er in Bordeaux von der Gestapo verhaftet und nach Hannover überstellt. Nach 12 Wochen Gestapohaft wurde er am 23. Oktober 1940 in das KZ Sachsenhausen *1) nicht weit von Berlin, eingeliefert. Dort war er dann viereinhalb Jahre als Häftling Nummer 33714 im Block zwei, dem sogenannten „Hochverräterblock“ inhaftiert. Hier erkrankte er an Lungentuberkulose und nur der Hilfe seiner Genossen war es zu verdanken, dass er überlebte. Sie versorgten ihn mit kleinen Rationen Milch und bewahrten ihn vor starker körperlichen Belastung.  *2)

Am 20. April 1945 gehörte Eikemeier zu einer Gruppe von 500 KZ-Häftlingen, die sich auf einen Todesmarsch in Richtung Ostsee begeben mussten. In der Nacht zum 3. Mai 1945 konnten sie ihre Befreiung in einem Wald vor Crivitz feiern, nachdem die Wachmannschaft geflohen war. Er überlebte den Todesmarsch und erlebte die Befreiung durch die Sowjetarmee am 3. Mai 1945. *3)

In Crivitz lernte er die Krankenschwester Martha, seine spätere Frau, kennen. Vier Wochen später, am 28. Mai 1945, traf er in Berlin ein. Am 6. Juni 1945 wurde er vom sowjetischen Kommandanten zum Polizei Reviervorsteher in Berlin-Friedenau ernannt. Bald darauf, am 14. August 1945, wurde ihm von der sowjetischen Kommandantur eine Inspektion übertragen. 1946 trat er der neu gebildeten Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) bei.

Bis 1947 war er Leiter der VP-Inspektion Berlin-Friedrichshain. Im Sommer 1947 wurde er mit der Personalabteilung im Kommando Schutzpolizei Berlin betraut und später der Vize Kommandeur. Am 1. Mai 1949 wird er vom Polizeipräsident Paul Markgraf gemeinsam mit Alfred Schönherr zum Vizepräsident der Berliner Volkspolizei berufen. Im Oktober 1949 hatte er den Rang eines Chefinspekteurs der DVP (Deutsche Volkspolizei) im Land Brandenburg, als Nachfolger von Richard Staimer inne und wurde 1952 mit der Bildung der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei (BDVP) Potsdam, dort Chef. Am 9. November 1953 wurde er, als Nachfolger von Waldemar Schmidt, Polizeipräsident für Ostberlin. Diese Position hatte er bis 1964 inne.

1956 hatte er bereits den Rang eines Generalmajor. 1956 gründete die Deutsche Demokratische Republik ihre eigene Nationale Volksarmee. Zwischen der Polizei und der Volksarmee bestand eine sehr enge Beziehung. Als im August 1961 die Berliner Mauer errichtet wurde, war er im Stab des ostdeutschen Nationalen Verteidigungsrates der DDR. Eikemeier war außerdem von 1954 bis 1964 Abgeordneter der Ost-Berliner-Stadtverordnetenversammlung und Mitglied der SED-Bezirksleitung Berlin. 1964 ging er in den Ruhestand und lebte bis zu seinem Tod 1985 als Generalmajor a.D. in Berlin.

Aufzeichnungen aus seinem Leben:

KPD Mitglied

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus

Interbrigadist

Häftling im KZ Sachsenhausen

SED-Funktionär

Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Berlin (DDR)

Polizist (DDR)

Polizeipräsident (DDR)

Generalmajor (Nationale Volksarmee)

1956 Hans-Beimler-Medallie

1958 Medaille für Kämpfer gegen den Faschismus

1960 Vaterländischer Verdienstorden

1964 Orden Banner der Arbeiter

1973 Vaterländischer Verdienstorden in Gold

1978 Karl-Marx-Orden

1983 Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold

Eikemeier

***Anmerkungen:

*1) Das Konzentrationslager Sachsenhausen (kurz KZ Sachsenhausen) war ein ab 1936 eingerichtetes nationalsozialistisches deutsches Konzentrationslager. Es befand sich im Ortsteil Sandhausen der Stadt Oranienburg nördlich von Berlin.

*2) Crivitz liegt ca. 20 km von Schwerin in Mecklenburg. Während des Zweiten Weltkrieges wurde auf dem Gelände des Friedhofs der jüdischen Gemeinde am Trammer Weg ein Barackenlager für sowjetische Kriegsgefangene errichtet, die Zwangsarbeit verrichten mussten. Im Ort hat es ebenfalls polnische Zwangsarbeiter gegeben. Von den Inhaftierten kamen mindestens 31 ums Leben. Gegen Ende des Krieges wurden Häftlinge des KZ Sachsenhausen von SS-Manschaften auf einem Todesmarsch durch die Umgebung von Crivitz getrieben, wobei mindestens 41 von ihnen ihr Leben verloren.

*3) Als Todesmärsche von KZ-Häftlingen wurden verschiedene „Räumungsaktionen“ der SS-Wachmannschaften in der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges bezeichnet. Dabei löste die SS ab 1944 frontnahe Konzentrationslager auf und zwang die meisten KZ-Häftlinge zum Abmarsch in Richtung Reichsmitte. Sehr oft wurden nicht marschfähige Häftlinge in großer Zahl erschossen. Viele Lagerteile wurden von der SS in Brand gesetzt.

 Geschrieben - von CHP -  Bild Glashütte aus unserem Archiv - Quellen Recharge  Internet - Buch ISBN:OCLC 247931432

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