DIE NICOLAIKIRCHE IN OLDENDORF
Die Nikolai-Kirche in Oldendorf ist dem Heiligen Nikolaus gewidmet und zählt zu den ältesten Kirchenbauten im Landkreis Hameln-Pyrmont. Das genaue Gründungsdatum ist nicht bekannt. Die Turmspitze wird bekrönt von einer Wetterfahne und Kugel mit den Jahreszahlen 1731 und 1833.
Über Alter, Bann und Patronat
Vermutet wird eine Stiftung des Archidiakonats Oldendorf um 815 als erste Kirchenanlage. Aufgrund der Gestaltung der Säulen, Kapitelle, Fensteröffnungen, Friese, dem romanischen Turm, dem Chor und der Altarnische ist davon aus zu gehen, das die Kirche um 1000 - 1100 im romanischen Stil erbaut wurde. Sie hat aber im Laufe der Jahrhunderte viele bauliche Veränderungen erfahren. Die Familie Bock von Nordholz hatte um 1600 das Patronat für die Kirche und ließ die Epataphien im Altarraum mit den Grabplatten errichten. Der Schutzheilige der Kirche war St. Nikolaus. Der Archidiakon bis zum Jahre 1871 der Landesherr. Der Archidiakon hatte für ein bestimmtes Gebiet die Geistlichen und deren Amtstätigkeit zu überwachen, sowie die Handhabung der gerichtlichen Zucht auszuüben. Er war ein Domherr mit Sitz in Hildesheim. Bekannt ist Eilhardus (1166), Otto, Graf v. Ebenstein, der am 12.11.1329 die Aufkünfte des Archidiakonathofes für 8 Mark Silber an Bitter Ernst Hake versetzt und Conrad Koch (1534-1540).
Der Pfarrbezirk
Die Pfarren von Hemmendorf und Salzhemmendorf wurden durch die Reformation im Jahre 1543 durch eine Neuordnung abgetrennt und zu selbständigen Pfarreien erhoben. Das Pfarrarchiv ist am 29.9.1625 durch das 'räuberische' Volk des Generals Tilly vernichtet worden. Oldendorf war in den Jahren 1794-1901 Sitz einer Inspektion. Zur Pfarre gehören die Gemeinden Oldendorf, Ahrenfeld und Benstorf. Seit dem Jahre 1642 ist der Pastor von Oldendorf auch für Benstorf zuständig.
Das Kirchengebäude
Die aus der Zeit um 1100 stammenden Turmwände haben im Erdgeschoß eine Stärke von bis zu 1,50 Meter Stärke. In der Glockenstube immerhin noch 1,00 Meter. Diese Wanddicken sind nicht massiv durchgemauert, sondern in einem dreischaligen Mauerwerk errichtet. Es wurde aus Bruchsteinen ein ca. 20 – 30 cm starkes Innen- sowie Außenmauerwerk gemauert, der Zwischenraum wurde mit Steinabschlägen, kleineren Bruch- und Feldsteinen sowie mit viel Mörtel aufgefüllt. Der Dachstuhl des Turmes ist vollständig aus Eichenholz gezimmert.
Nach einer Inschrift wurde das Kirchenschiff im Jahre 1468 vollendet und wieder eingeweiht, nachdem es bei einem Brand 1430 beschädigt worden war. Die Erneuerung des Dachstuhls, des durch den Brand geschädigten Turmes, kann auf das Datum 1443 datiert werden.
Man kann aus der zeitlichen Nähe dieser beiden Jahreszahlen schließen, dass bei dem Brand der Kirche im Jahre 1430 nicht nur das Kirchenschiff zerstört, sondern auch das Turmdach so in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass eine Reparatur nicht mehr in Frage kam und 1443 eine vollständige Erneuerung des Dachstuhls nötig wurde. Wahrscheinlich wurde das Kirchenschiff nur notdürftig hergerichtet, so dass Gottesdienste abgehalten werden konnten. Die Jahreszahlen im Kirchturm 1651 und im Spitzbogen 1468 zeugen davon. Für Ausbesserungen wurden nachweislich durch Kirchenrechnungen für Maurerarbeiten 31 Taler, 12 Groschen gezahlt. Für Kalk, Dielen, Bauholz und Eisen 61 Tahler, 37 Groschen. Es dauerte weitere 10 Jahre ehe das Turmdach komplett erneuert und weitere 25 Jahre bis schließlich das Kirchenschiff erneuert wurde. Die Jahreszahl 1744 an der Nordseite der Kirche besagt, dass die Bögen an sämtlichen Fenstern entfernt wurden. Ob der Bau der Kirche auf einen Vorgängerbau aus der Gründungszeit zurück geht oder evtl. dessen Grundmauern Verwendung fanden, ist unklar. Das gleiche gilt für eine angebliche unter dem Turm befindliche Apsis, welche später verschüttet sein soll.
In den Jahren 1743/45 Umbauten und Ausbesserungsarbeiten im Kirchen Inneren, des weiteren in den Jahren 1778, 1797, 1819-1820, 1855, 1911 (5.215, Mark), 1955, 1960-1966 Gesamtrenovierung des Innen- und Außenbaus. Größere Ausbesserungsarbeiten, welche 19 Monate dauerten, wurden 2009 und 2010 an der Kirche vorgenommen.
Die Baugeschichte der letzten 100 bis 200 Jahre läßt sich durch schriftliche Dokumente, Beschreibungen oder Handwerksrechnungen recht gut nachvollziehen. Der Altar – ca. 400 Jahre alt – wurde mehrfach umgestaltet. 1964 wurde der Kanzelkorb von der Altarwand entfernt (dort ist jetzt das Kruzifix) und in größerer Nähe zur Gemeinde angebracht.
Das Kircheninventar
Ende des 16. Jahrhundert erhielt die Kirche ihre im Großen und Ganzen bis heute erhaltene Innenausstattung. Die Kanzel mit den vier holzgeschnitzten Evangelistenfiguren, die Altarwand (mit Altarkruzifix), die im Chorraum vermauerten Epitaphien mit den dazugehörigen (heute an der südlichen Außenwand stehenden) Grabplatten, die reich geschnitzten Holzstützen der Emporenanlage. Der Taufstein dürfte im 17. Jahrhundert entstanden sein. Der Kronleuchter mit dem zweiköpfigen Adler stammt aus dem Jahre 1646 und wurde von den Eheleuten Christhophel Knoken und Luzia Basse gespendet. Ein Jahrhundert später wurden der Taufengel, die beiden Opferstöcke, sowie an der hinteren Altarwand das Ölgemälde des „Ecco Hommo“ angebracht. Eine Taufschale aus Zinn (1638), drei silberne Abendmahlkelche ( 1678, umgearbeitet 1818, 1862 und 1900), eine silberne Weinkanne (1876), zwei Messingaltarleuchter (1876) und eine silberne Taufwasserkanne gehören zu den wertvollen Kunstgegenständen der Oldendorfer Kirche.
Kirchenglocken
Das Geläut der Kirche besteht aus vier Bronzeglocken, von denen die älteste um 1150 entstand und noch heute als wertvolles Beispiel mittelalterlicher Glockengießkunst von Bedeutung ist. Glocken wurden in der damaligen Zeit von fahrenden Glockengießern vor Ort gegossen. Seit 1649 läutet die größte der drei Glocken, die sogenannte Friedensglocke im Turm (beschriftet mit dem 117. Psalm, den Namen der Stifter und der Glockengießer) während die kleinste Läuteglocke im Jahre 1966 von der Karlsruher Glockengießerei Gebrüder Bachert gegossen wurde. Am oberen Kirchturm befindet sich die Marienglocke, die keine Inschrift aufweist. Wenn diese Glocke den Oldendorfern „die Stunde schlägt“, dann steht sie dabei in enger Verbindung mit der alten Turmuhr, deren mechanisch betriebenes Uhrwerk im Jahre 1856 von P. Furtwängler in Elze angefertig wurde und bis zum heutigen Tage seinen Dienst erfüllt. Die über 900 Jahre alte Glocke, um die sich auch Sagen ranken, sollte im 2. Weltkrieg zur Herstellung von Munition in Hamburg eingeschmolzen werden. Die Glocke wiegt über 500 Kilogramm und wurde 1947 aus Hamburg zurück geholt.
Die Größe der Glocken: ist die Marienglocke. Schlagglocke am Turm. Bronze, Durchmesser 58 cm mit Inschrift. Glocke Bronze, H. Ohne Krone 82 cm, Durchmesser 94,5 cm, Bienenkorbform - keine Inschrift. Sie ist eine von 7 Bienenkorbglocken in Niedersachsen. Friedensglocke, Bronze, 107 cm Durchmesser, mit Inschrift. Die kleinste Bronzeglocke stammt aus dem Jahr 1966 ist beschriftet und wurde von der Karlsruher Glockengießerei Gebrüder Bachert hergestellt.
Turmuhr und Orgel
Die Turmuhr wurde um 1600 eingebaut. Aus den Kirchenrechnungen erfahren wir, dass die Uhr im Turm (1651) ausgebessert wurde (der Uhrmacher in Hemmendorf erhielt 8 Taler und 27 Groschen dafür). Im Jahre 1856 wurde für 176 Taler eine neue Uhr angeschafft. Die wurde von einem Uhrmacher aus Elze hergestellt.
Der Einbau einer Orgel muß um 1740 erfolgt sein, da damals ein Organist erwähnt wurde. Die nächste Orgel wird im Jahre 1813 für 200 Taler aus Kirchenmitteln bezahlt und stammt aus der Klosterkirche zu Haus Escherde. Ein Kostenvoranschlag vom Orgelbauer Faber & Orgelbaugesellschaft m.b.H., vorm. Heinrich Faber sen.- gegründet 1863, ist mit dem Datum 13.11.1883 datiert. Aus einem namentlichen Verzeichnis zur Deckung der Kosten für die neue Orgel geht hervor: Die Vollmeier haben 8 Mark, die Anbauer 4 Mark (bis Haus Nr. 73) zu zahlen.
Der Friedhof
Der Friedhof befand sich früher direkt um die Kirche herum. Leider sind nur noch wenige alte Grabmäler und Kreuze erhalten. Sie wurden in den 70iger Jahren entfernt und es wurde vor 1930 aus Platzmangel ein neuer Friedhof mit Kapelle an der B 1 angelegt.
Kirchenbedienstete
Die Altaristen wurden vom jeweiligen Pfarrer ernannt.
Aus der vorreformatorischen Zeit sind nur nachfolgende Geistliche bekannt:
um 1166 Eilhardus (Archidiakon)
um 1394 Nevel, Johannes, 9.4.1394 rector parochialis in Oldendorf (38),
um 1450 Ysengarde, Tidericus, 13.6.1450, rector parocialis in Ollendorppe,
um 1460 Bitterbose, Henricus (39), Nachfoiger von Ysengarde,
um 1480 Boddecker, Johann, 1480 ,,des lateren Daghes unte Michaelis des Erzengels,
Kerckhere to Oldendorppe (40).
Nach der Reformation:
1534-1565 Koch, Conrad, (bis 1561 auch Pfarrer in Benstorf),
Schumacher, Johann, Kaplan bei dem vorherigen, später Pastor in Warmsen,
1567-1578 Behr, Statius, vorher Pastor in Benstorf, dann Pastor-Adj. In Oldendorf
1578 Fricke, Christoph, Kaplan aus Bodenwerder, nachher Schulmeister in Lauenstein,
dann Pastor in Marienhagen,
1578-1582 Meier, Johann, gest. 6. 1. 1582,
1582-1590 Meier, Casper, geb. um 1552, Bruder des vorigen, gest. 1591,
1626 Sötefleisch, Andres, vorh. Rektor im Stift Wunstorf, gest. 1686, 84 Jahre alt,
1626-1642 Mylius, Justus, vorh. Pastor in Gr-Döhren, gest. 1642. Die Witwe heiratete den
Bürgermeister Schönen in Elze. Sie ist die Großmutter von Johann Daniel Baring,
dem Verfasser der Saalechronik.
1642-1650 Gesenius, Joachim, vorh. Pastor in Gr.Lobke, gest. 7.2.1650, Vater: Gese Heinrich,
Bürger in Gronau. Bruder: Justus, Generalsuperintendent und Consistorialrat
1651-1669 Kehr, Johann, gest. im Nov. 1669,
1669-1683 Müller, Simon, vorher Pastor in Münder, später in Einbeck, St. Jacobi-Kirche,
1683-1693 Leidenfrost, Jacob-Eberhard,
1694-1733 Sattler, Ludolf-Conrad, vorher Feldprediger in Brabant, gest. 1733
1723-1731 Sattler, Philipp-Conrad, Pastor-Adj., Sohn des vorigen, gest. 8. 2. 1731,
1733-1752 v. Einem, Leopold-Gotthard, vorher Pastor Adj. in Oldendorf,
1753-1771 Riesenberg, Johann-Ernst, vorher Pastor in Harpstedt, gest. 19. 7. 1771,
1771-1776 Buchholz, Georg-Christoph, vorher Pastor in Neuenkirchen,
1776-1785 Gladbach, Georg-Ludwig, vorh. Pastor in Hemmendorf, nachh. in Völksen,
1785-1802 Siebold, Johann-Anton, vorher Pastor in Hajen, seit 1794 Superintendent,
1802-1834 Mehlis, Johann-Wilh.-Friedrich, Superintendent, vorher Pastor in Rehburg,
1838-1854 Nöller, Johann-Georg-Wilhelm, Superintendent, vorh. in Einbeck,
1855-1878 Reuter, Heinrich-August, Superintendent, vorher in Dransfeld,
1878-1901 Suffert, Dietrich-Karl-Ludwig-Wilhelm, vorher in Zellerfeld,
1903-1928 Levin, Hermann-Berthold-Julius-Rudolf, vorher in Varlosen,
1929-1956 Uhde, Fritz-Maximilian-Otto, vorher in Fürstenhagen,
1957-1966 Meyer, Theodor
1967-1972 Drömann, Martin
1973-1976 Lemmel, Andreas
1976-1979 Zieger, Martin
1980-2013 Meissner, Wilhelm
2013- Limmer, Tetje
Verzeichnis der Altaristen:
Bartels, Hans, 1637-1678 mann, Joh.-Conr., Quanthof 1759-1775
Honroth, Hans, 1637-1646 Grimpe, Hans-Harm, 1763
Oppermann, Arendt, 1646-1672 Bartels, Joh.-Heinrich, 1775-1780
Gülcke, Christoffel, 1672-1680 Gülke, Christian-Heinrich, 1780-1790
Knocke, Frantz, 1678-1684 Eilers, Johann-Jobst, 1790-1800
Buckendahl, Caspar, 1680-1687 Bartels, Eberhard, 1793-1806
Negenborn, Cord, 1684-1690 Schucht, Christian, 1800-1802
Temme, Heinrich-Julius 1688-1708 Daues, Joh.-Heinrich, 1802-1806
Deike, Hans-Erich, 1692-1725 Sievers, Hans-Heinrich, 1806-1824
Bartels, Christian, 1708-1736 Bartels, Johann-Friedrich, 1806-1836
Grimpe, Ernst, 1725-1759 Oppermann, Joh. -Conrad, 1824
Bartels, Johann-Henning, 1737-1750 Gerling, Joh. -Conrad, 1815
Cöllmann, Joh.-Jürgen, 1750-1762 Tiedau, Friedrich, 1825-1836
Text von CHP
Quellen: Buch Kunstdenkmäler des Landkreises Hameln-Pyrmont v. 1975, Pfarrarchiv Oldendorf, Zusammenstellung Dorfausstellung 1984, Fotos wurden teilweise von Oldendorfern zur Verfügung gestellt. - Herzlichen Dank für die zur Verfügung gestellten Fotos. - Zum Thema Kirche befindet sich in unserem Archiv noch weiteres Material -
- Ein Bericht über das Pfarr- und Pfarrwitwenhaus folgt demnächst -