Erika Hofmann erzählt Teil II

Erinnerungen von Erika Hofmann

Bei 'Tante Lene' - Gasthof zum Dorfkrug.

In den 1960er Jahren arbeiteten im Holzwerk Bock viele Gastarbeiter, Italiener, Griechen und Portugiesen Sie alle lebten gemeinsam auf dem Gelände der Firma Bock in einer eigens für sie errichteten Unterkunft, welche übrigens noch heute dort steht.

KlumpBesonders die Portugiesen feierten gerne und schätzten die Gesellschaft mit den Einheimischen. So fanden sie sich dann ebenfalls am Samstag im Dorfkrug bei Tante Lene ein.

Wie überall zu dieser Zeit befand sich im Schankraum eine Musikbox. Für wenig Geld wählte man sich eine Platte seines Geschmacks aus und wer wollte tanzte auch zu der Musik. Da herrschte immer richtig Stimmung in der Gaststube. Alle waren lustig und fröhlich. So lustig und fröhlich, daß keiner von uns das Lokal verlassen mochte.

Zur vorgerückten Stunde schloß 'Tante Lene' den Eingang zu und die Stammgäste waren unter sich. Es wurden Schlachtedosen mit Mett und Schnauze aus dem Keller geholt, welches die Gäste besonders gerne verzehrten. 'Tante Lene' holte ihre Klampfe hervor und es wurde gespielt und gesungen. Die Musik und die alkoholischen Getränke fachten die Stimmung immer mehr an. Tische und Stühle wurden an die Seite gerückt und dann ging die Post ab. Auf dieser kleinen Tanzfläche wurde getanzt und zwar am liebsten Rock`n Roll. Rock Around the Clock von Bill Haley war zu der damaligen Zeit der Renner, nach dessen Klängen die Tochter der Wirtin durch die Luft gewirbelt wurde. Sie konnte mit Abstand von allen den tollsten Rock`n Roll aufs Parkett legen!

Die Gemeindediener  Ahrens und Breves

Wie überall in den Dörfern gab es damals noch ein eigenes Gemeindebüro mit Sekretärin und zwei sehr gewissenhaften Gemeindedienern.

Diese beiden, Herr Ahrens und Herr Breves fuhren regelmäßig, umschichtig mit ihrem Fahrrad durch das Dorf um an bestimmten, festgelegten Punkten das Neueste aus dem Dorf zu verkünden.

ZeltfestAuf dem Sportplatz, wo heute die Sporthalle und der Kindergarten stehen, fand ein großes Zeltfest statt. Diese Zeltfeste waren die großen 'Highlight' im Dorf, denn es gab ja noch keinen Computer, Fitness Studio oder Handy. Da ging einfach jeder, der sich noch irgendwie bewegen konnte, zum Zeltfest. Man konnte sagen: Das ganze Dorf war dabei. Am Montag war dann immer ein ganz besonderer Tag, denn dann feierte die Dorfbevölkerung mehr oder weniger unter sich. Am Mittwoch war schon wieder etwas Ruhe im Dorf eingekehrt und nun zog Herr Ahrens mit der großen Gemeindeglocke durch das Dorf. Er 'bimmelte' an diesem Vormittag besonders kräftig und dann ertönte seine Stimme: „B e k a n n t m a c h u n g ! „ - Alle Dorfbewohner waren ganz Ohr. - Nun kam die neueste Nachricht: „Nach dem Zeltfest auf dem Sportplatz wurde ein Gebiß gefunden und abgegeben. - Abzuholen ist das Gebiß im Gemeindebüro während den Sprechzeiten“! 

Es bleibt die Frage: "Auf welche Art und Weise ging dieses Gebiß verloren?"

PS.:  Das Gebiß wurde tatsächlich abgeholt !

Die Beerdigung.

Eine Friedhofskapelle gab es in Oldendorf früher nicht, somit wurden die Toten in den Wohnhäusern bis zur Beerdigung auf der Diele aufgebahrt.

Für uns Kinder hatte das etwas gruseliges und wir versuchten so wenig wie möglich an der aufgebahrten Leiche vorbei zu gehen. Das ließ sich aber nicht umgehen, denn auch jeder Toilettengang führte an der Leiche vorbei. Die Toiletten waren damals nicht im Haus, sondern irgendwo auf dem Hof. - Es war schon der reinste Horror für uns. -

Die Frau von Landwirt Tidau war verstorben. Nun kamen die Sargträger ins Haus. Man führte sie in ein Zimmer, wo sie dann warteten bis die Trauerfeier vorbei war. Damit den Sargträgern die Zeit nicht zu lang wurde, bekamen sie schon mal einen Schnaps eingeschenkt. Auch an diesem Tag bleib es nicht nur bei einem Gläschen, denn die Trauerrede war besonders lang.

Kirche

Endlich war es soweit, daß man sich auf den Weg zum Friedhof an der Kirche aufmachte. Die Schnäpschen zeigten ihre Wirkung, denn so ganz standfest waren die Träger nicht mehr. Sie schwankten ein klein wenig und der Gang zum Friedhof war etwas beschwerlicher. - Aber es ging alles gut. -

Ein Trauergast konnte sich nicht zurück halten und sprach die Träger hinterher an: „Na, ihr ward wohl heute auch nicht so ganz alleine.“ Die Träger waren aber sehr schlagfertig und einer antwortete:“Es war heute nicht so ganz einfach mit der Leiche, denn die Alte wollte einfach nicht vom Hof!“

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